Wir kennen alle bestimmte Situationen, die eindeutig Stress verursachen. Stress entsteht auch bei beängstigender Arbeit oder emotional belastenden Situationen. Der Kampf- und Fluchtreflex wird aktiviert. Das sind uralte Überlebensmuster. Der Körper versucht, sich auf diese «Stressoren» einzustellen und trifft die nötigen Vorbereitungen. Es gibt jedoch andere, nicht so klar umrissene Stressfaktoren, die zu einem Burnout beitragen. Das sind die so genannten Stressverstärker. Jedes starke Gefühl, das permanent verleugnet oder vernachlässigt wird, verstärkt den «normalen» stress des Alltagslebens.

Frauen sind oft durch die Familie und die Eltern besonders geprägt worden und haben ein bestimmtes Familien- und Frauenbild mit auf den Weg bekommen. Davon ist auch der soziale Umgang, die Wahrnehmung und der Umgang mit eigenen Bedürfnissen und aufkommenden Emotionen nachhaltig geprägt.

Dadurch können folgende Bereiche zu einem zusätzlichen Stressverstärker werden:

Zurückgehaltene Wut – Wut wurde bei Frauen oft nicht geduldet

Verleugnete Aggression – Anpassung als normaler Umgang im sozialen Umfeld

Vernachlässigte Bedürfnisse – sich selbst hintenanstellen, fürsorgliches Verhalten

Schuldgefühle – z.B. aufgrund der Doppelrolle als Mutter und berufstätige Frau

Niedriges Selbstwertgefühl – Das Gefühl, nicht wertvoll zu sein, treibt eine Frau oft zu Bestleistungen an. Die Angst, nie gut genug zu sein und sich in der beruflichen Männerwelt behaupten zu müssen.

Stressoren und Stressverstärker können das Immunsystem angreifen und die Abwehrkräfte schwächen. Frauen, die ihre Gefühle und Bedürfnisse ständig unterdrücken, sind anfällig für körperliche Beschwerden, die sich in verschiedenen Symptomen und Krankheiten ausdrücken. Spannungs- und Migränekopfschmerzen sind weit verbreitet, ebenso Magen- und Rückenschmerzen. Häufig hartnäckige Erkältungen, Verstopfung oder Durchfall, Hautkrankheiten, Essstörungen, Benommenheit, Schlaflosigkeit, Magenprobleme, Herzkrankheiten, etc. sind typische Beispiele für Frauen (und Männer) unter Dauerstress.

Bei dem Versuch, die Angst, die starker Stress hervorruft, zu vermindern, greifen viele zu «falschen» Hilfsmitteln: Alkohol, Zigaretten, Beruhigungsmittel, Amphetamine, Koffein, übermässiges Essen oder Hungern. Wenn ein Mensch extrem gestresst, übermüdet oder ganz einfach erschöpft ist, verzerren sich die Wahrnehmung und Urteile. Gefühle wie Wertlosigkeit, Angst und Unsicherheit tauchen vermehrt auf. Das Gefühl für Zeit und Identität verwirrt sich. Der Mensch handelt masochistisch und selbstausbeuterisch. Er versucht die Innenwelt zu ändern und die Symptome zeitweise zu maskieren. (1)

Frauen, die an Burn-out leiden, sind ehrgeizig und leistungsbereit und haben hohe Erwartungen an sich selbst und ihre Umwelt.

Burnout ist ein Zustand, der sich langsam, über einen Zeitraum von andauerndem Stress und Energieeinsatz entwickelt. Burnout ist ein Energieverschleiss, eine Erschöpfung aufgrund von Überforderungen, die von innen und von aussen – durch Familie, Arbeit, Freunde, Partner, Wertesysteme oder die Gesellschaft – kommen kann und einer Person Energie, Bewältigungsmechanismen und innere Kraft raubt. Burnout ist ein Gefühlszustand, der begleitet ist von übermässigem Stress, und der schliesslich persönliche Motivationen, Einstellungen und Verhalten beeinträchtigt.

Im Licht der besonderen Position, die Frauen in unserer Gesellschaft haben, gewinnt diese Definition unerwartete Nuancen. Viele Frauen haben sich so an den Stress und die Zwänge ihrer Rolle gewöhnt, dass für sie der Erschöpfungszustand der Normalzustand ist.

Verleugnung ist ein Hauptmerkmal von Burnout. Dieser Mechanismus erlaubt es, die Augen vor der Realität zu verschliessen und sich von zahlreichen unangenehmen Gefühlen, Wahrnehmungen und Erfahrungen zu schützen. (2)

Verleugnung ist ein Prozess. Beim Burnout beginnt er häuft mit dem Wunsch, einen bestimmten Gedanken oder ein bestimmtes Gefühl bezüglich der Überbeanspruchung der körperlichen, geistigen und emotionalen Energie wegzuschieben. Oft haben wir ein inneres Bauchgefühl, das eigentlich schon lange «Nein» schreit. Dieses wird aber wiederkehrend übergangen und daraus entwickeln sich scheinbar legitime Verhaltensstrategien:

Folgende Verleugnungsmechanismen können entstehen:

Unterdrückung: Die Person verleugnet bewusst Informationen und Tatsachen, vor sich selbst und anderen. Dies ist ein Schutzmechanismus im Sinne des Nicht-Wahrhaben-Wollens.

Verschiebung: Die Person überträgt unbewusst die unangenehmen Gefühle auf eine weniger wichtige Sache, Person oder Situation. Es ist z.B. leichter, sich in Arbeit zu vergraben, als dem aufkommenden Einsamkeitsgefühl abends zu begegnen.

Ironisierung: Die Person versucht, eine eigentlich ernsthafte und tragische Lage oder einen Zustand zu verschleiern, was die eigene Angst und negative Gefühle abdämpft und das Umfeld auf die falsche Fährte bringen kann.

Projektion: Die Person schiebt jemand anderem die Schuld zu und kann so die eigene Verantwortung an jemand anderen abschieben. Z.B: «Wenn x verlässlicher wäre, müsste ich nicht für zwei arbeiten!»

Phantasieren und Tagträumen: ist eine subtile Verleugnungsmechanismus, bei der die Person die Welt nach ihrem Geschmack gestaltet und sich so der unangenehmen Wirklichkeit entzieht.

Selektives Gedächtnis: ist häufig ein Ausdruck von Verleugnung. Das Gedächtnis trübt sich selbst und vergisst z.B. wie müde man gestern war oder wie wenig Schlaf man eigentlich kriegt. Was gestern oder vor einer Woche war, auch die negativen Gefühle und das Ausgelaugtsein, werden ausgeblendet.

Lügen: ist ein bewusster Verleugnunggsmechanismus und dient einem doppelten Zweck. Es hält besorgte Freunde und Familienangehörige auf Abstand und die Person kann sich selbst damit vormachen, sie hätte alles im Griff und sei nicht unterzukriegen.

Sich selbst abstempeln: ist ein Verleugnungsmechanismus, der die Erschöpfung und Reizbarkeit einer Person erklären und entschuldigen soll. «So bin ich eben.» ist der einfachste Weg, um nicht vom gewohnten Weg abweichen zu müssen.

Selektives Nichtverstehen: Die Person wertet das ab, was andere zu ihr sagen. Die Person weigert sich, das Gegenüber zu verstehen und kann so den bisherigen Gewohnheiten folgen, ohne selbst etwas ändern zu müssen.

Wenn die oben genannten Verleugnungsmechanismen zur Gewohnheit werden, kann das schlimme Folgen haben! Anfangs versucht die Person vielleicht, durch Verleugnung mit Gefühlen wie Enttäuschung, Einsamkeit oder Ohnmacht fertigzuwerden. Daraus folgt, dass Sie auch die physische, emotionale und geistige Erschöpfung verleugnen muss, und das macht sie zur perfekten Burnout-Kandidatin. (3)

Referenzen:
(1) Freudenberger, H., & North, G. (1992). Burn-out bei Frauen (Bd. 2. Auflage). Frankfurt am Main: Wolfgang Krüger Verlag: 35-37
(2) Freudenberger, H., & North, G. (1992). Burn-out bei Frauen (Bd. 2. Auflage). Frankfurt am Main: Wolfgang Krüger Verlag: 26-27
(3) Freudenberger, H., & North, G. (1992). Burn-out bei Frauen (Bd. 2. Auflage). Frankfurt am Main: Wolfgang Krüger Verlag: 28-33

Hinweis:
Dieser Beitrag besteht aus drei Teilen. Sie finden direkten Zugang via folgendem Link:
Burnout bei Frauen – Teil I
Burnout bei Frauen – Teil II
Burnout bei Frauen – Teil III

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