Berne beschreibt psychologische Spiele als geistreich, da hunderte von Kommunikationssequenzen zwischen meistens zwei, ausnahmsweise auch mehreren Personen, mit einem Anfang und einem Ende, ausgelebt werden. Er hat in seinem Buch «Spiele der Erwachsenen» viele unterschiedliche Spielabfolgen beschrieben. Charakteristisch für alle psychologischen Spiele ist, dass sie immer in einer gleichen Abfolge erfolgen.
Spielabfolge
Köder (Spieleinladung) + Spielanfälligkeit = Reaktion + Rollenwechsel (Verdutzheit) + Spielgewinn (Spielauszahlung)
Im Folgenden sollen Ihnen ein Beispiel helfen, die Dynamik der Psychologischen Spiele besser zu verstehen.
Beispiel aus dem Alltag
Eine ältere Frau begegnet beim Spaziergang einem jüngeren Herrn, der gerade den Kot seines Tieres am Strassenrand unachtsam liegen lässt und in Gedanken versunken vorbeigeht.
«Aha! Ist ja wieder einmal klar, dass Hundehalter gerade mit ihrem Handy beschäftigt sind, wenn ihr Vierbeiner sein Geschäft verrichtet! So eine Sauerei! Es ist immer das Gleiche mit den jungen Leuten!»
Der junge Mann schaut kurz auf und wundert sich. Was murmelt die Frau denn da? Sprich sie vielleicht mit ihm? Ältere Leute sind manchmal wirklich etwas komisch und reagieren verwirrt oder aggressiv.
Die ältere Frau führt den Monolog fort und wettert vor sich hin:
«Gerade die jungen Leute – die sind sich selten bewusst sind, welche Verantwortung sie in der Gesellschaft eigentlich tragen! Ich meine, es geht zum einen darum, den Kot verantwortungsbewusst und zuverlässig zu entsorgen, egal bei welchem Wetter! Andererseits ist ein solches Tier unabhängig von der Erziehung ja nach vor völlig unberechenbar. Ursprünglich stammt der Hund ja vom Wolf ab, was immer eine gewisse Gefahr von Angriff und Verwilderung mit sich bringt.
Der junge Mann erinnert sich plötzlich an einen Vorfall vor einigen Tagen! Da hat ihn ein älterer Mann von der Seite dumm angemacht. Er hebt den Kopf und hört, wie die Frau gerade noch von wildgewordenen Hunden spricht. Dabei hat er sich so Mühe gegeben, seinen Vierbeiner vorbildlich zu erziehen. Er musste ja sogar einen obligatorischen Hundekurs besuchen. Was für eine Geld- und Zeitverschwendung das war!
Aber die älteren Leute müssen sich darum ja keine Gedanken machen. Die kassieren auf Kosten der Jungen ja nun AHV und können sich auf die faule Haut legen. So eine Ungerechtigkeit!
Entsprechend aufgebracht reagiert der junge Mann nun energisch: «Ihr alten Leute habt einfach keine Ahnung von den heutigen Gegebenheiten! Es wäre wirklich das Beste, wenn Sie einfach die Klappe halten würden! Dann wäre die Welt eine ganz andere!»
Die ältere Frau erschrickt und bekommt sogar etwas Angst. Was war denn das? Eigentlich war der junge Mann mit dem kleinen Hund ja ganz herzig. Was konnte sie denn dafür, wenn manche unachtsam unterwegs waren? Das war doch wohl nicht ihre Schuld?! Und so wankte die Frau mit langsamen unsicheren Schritten in Richtung Altersheim. Das war wieder einmal der Beweis! Den jungen Leuten kann man einfach nicht trauen!
Spielausstieg
Ein Spielausstieg kann dann gelingen, wenn eine der Personen die wiederkehrend ablaufende Dynamik und die eigenen Spielanfälligkeit erkennt und lernt, nicht mehr darauf einzusteigen und in einer Ok-Ok-Haltung zu bleiben, auch wenn die andere Person auf elegante und clevere weise weiterhin versucht, die Person in das bekannte Spiel zu verwickeln.
Hinweis
In Teil I gibt es eine generelle Einführung zu den Psychologischen Spielen. In Teil II finden Sie konkrete Beispiele aus dem Alltag, die die Dynamik der psychologischen Spiele genauer aufzeigen. Zudem finden Sie zu Drama-Dreieck und sozialen Rollen ebenfalls eine spannende Einführung und Erklärung der Zusammenhänge.
Falls Sie mehr zu Ok-Ok-Haltung erfahren möchten, finden Sie ebenfalls einen Artikel dazu. Die Theorie der psychologischen Spiele lässt sich auch mit der Theorie der Seelischen Grundbedürfnisse sowie der Skripttheorie verbinden. Auch hierzu finden Sie spannende Artikel und Erklärungen unter der Rubrik Blog.
Referenzen
Schlegel, L., Transaktionale Analyse, 1977, DSGTA: 299-309