Wenn plötzlich nichts mehr geht..

Burnout ist in aller Munde und es gibt scheinbar kaum jemanden, der heutzutage nicht bereits selbst einmal eine längere Phase der Erschöpfung und Überforderung erlebt hat. Die Burnout-Erkrankung nimmt dabei ein tiefgreifende Dimension ein, da sie den Menschen in seinem Ursprung erschüttert, unerwartet aus der gewohnten Bahn wirft, über längere Zeit auf verschiedenen Ebenen lähmt und dabei nachhaltig verändert.

Gleichzeitig scheint der Begriff und das Krankheitsbild nach wie vor diffus und oft missverstanden zu werden. Burnout lädt als gesellschaftliches Dauerthema jeden und jede Person zum Mitdiskutieren und selbst Urteilen ein. Die Palette an Ratschlägen, Überzeugungen, inneren Bildern, Vorurteilen und damit verbunden, eine vermeintliche Klarheit über das Krankheitsbild und ein allumfassendes Verständnis über nötige Veränderungen, sind gross.

Erklärungen und Gründe sind schnell gefunden. Allerdings ist auch hier eine differenzierte und individuelle Betrachtung wichtig, so dass jeder/jede Betroffene für sich eigene, passende Schlüsse ziehen kann. Die Auseinandersetzung mit der Theorie und unterschiedlichen Erklärungsmodellen hilft lediglich, neue Perspektiven und Betrachtungsweisen zu erlagen. Die Verbindung zum eigenen (Er-) Leben liegt in der Verantwortung des/der Betroffenen! Die möglichen Zugänge sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst.

Auf meiner Suche nach Erklärungen habe ich jedoch selten erlebt, dass jemand so klar und einfach über die Burnout-Erkrankung berichtet und Stellung bezogen hat. Aus diesem Grund möchte ich Ihnen meine Zusammenfassung aus dem Buch „Positive Führung“[1] ans Herz legen, welches nicht nur für Führungspersonen sehr zu empfehlen ist.

Neben dem Thema Führung wird vor allem auch das Thema Burnout handfest beschrieben und nachvollziehbar vertieft. Die Erklärungen schaffen Klarheit und liefern unter anderem hilfreiche Modelle und Ansätze aus der Transaktionsanalyse.

Schulze & Sejkora beschreiben dazu, welche negativen Überzeugungen, Einschärfungen und unbewusste Skript-Botschaften wahrscheinlich vorherrschend sind, wenn jemand an einem Burnout erkrankt.

„Das Puzzle der Psychodynamik von Burnout gefährdeten Menschen besteht aus folgenden Faktoren:

  • Grundbotschaft: Sei nicht.
  • Grundposition: Ich bin nicht ok. Du bist ok.
  • Stroke-Muster: Bedingungslos positive Strokes werden nur als bedingt positive wahrgenommen, an diesen besteht ein hoher Bedarf. Bedingt negative Strokes werden nur als bedingungslos negative wahrgenommen.
  • Antreiber: Sei perfekt! Streng dich an! Mach es allen recht!
  • Die Versuche, symbiotische Beziehungen zu etablieren, werden immer stärker.“[2]

Diese Zusammenstellung kann eine mögliche Hilfestellung für die Selbstreflexion sein. Wichtig zu wissen ist zudem, dass die Burnout-Erkrankung nach wie vor keine offiziell anerkannte Diagnose darstellt, sondern eine Zusammenfassung von unterschiedlichen Symptomen im Rahmen einer Erschöpfungsdepression beschreibt. Schulze & Sejkora führen dazu aus:

„Burnout ist eine klinische Bezeichnung für einen Zustand emotionaler Erschöpfung im beruflichen Zusammenhang.

Zu den mit dem Burnout zusammenhängenden Symptomen gehören die Depression, also die Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit, die Aggressivität, ein erhöhtes Suchtrisiko, Kopfschmerzen und andere Schmerzsymptome.

Auch generalisierte Angst, die sich unabhängig von Umweltbedingungen verselbständigend auftritt sowie Depersonalisation, also der Verlust des Kontaktes zur eigenen Persönlichkeit unter anderem durch emotionale Taubheit und die Veränderung des (Körper-) Erlebens des Betroffenen, gehören zum Bild.

Wir können hier also von einer Melange sprechen, die in dieser Beschreibung vor allem durch die Betrachtung des Fühlens und des Denkens erfasst wird. In beiden Bereichen ist die Angemessenheit in Bezug auf die Realität, das Hier und Jetzt, nicht mehr gegeben.

Resultat ist, dass sich Betroffene in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt erleben.

In vielen Fällen in Burnout der Endzustand eines schleichen Prozesses von der idealistischen Begeisterung für die Arbeit und Arbeitsinhalte über die Desillusionierung hin zu Apathie und Zynismus. So entsteht die sich im Prozess verfestigte Idee, der beruflichen Aufgabe und den damit zusammenhängenden Anforderungen nicht mehr gewachsen zu sein.“[3]

Der Begriff Resilienz

«Emmy Werner begann in der 50er Jahren, einen etwa 700 Personen grosse Gruppe von 1955 geborenen Kindern auf der hawaiianischen Insel Kauai zu untersuchen. Ihre Entwicklung wurde im Altern von 1, 2, 10, 18, 32 und 40 Jahren beobachtet und in insgesamt fünf Bänden dokumentiert.

Zwei Drittel dieser von vornherein belasteten 210 Personen hatten tatsächlich mit 18 Jahren Probleme, die man angesichts ihrer Lebenssituation erwarten würde: Schulabbruch, Drogenmissbrauch, Konflikte mit dem Gesetz. Ein Drittel aber, rund 70 Menschen, entwickelten sich normal, sie waren beruflich erfolgreich und ihre Partnerschaften und Familiensituationen waren gefestigt.»[4]

Schulze & Sejkora beschreiben dazu weiter:

«Resilienz ist die Fähigkeit des Menschen, mit schwierigen und schwierigsten Situationen konstruktiv umzugehen und daraus zu lernen.“[5]

Es wird immer noch diskutiert, ob diese Fähigkeit angeboren oder erworben ist. Jedoch scheint klar, dass jeder Mensch von vornherein Resilienz hat, es jedoch unterschiedlich entwickelt ist.“[6]

Um es noch anders zu beschreiben: „Wir verfügen in uns selbst über einen psychologischen Pool an Möglichkeiten, an Potenzialen, an Ressourcen, um aus unserem Leben und aus uns selbst etwas zu machen, um Autonomie zu entwickeln. Was und wie viel wir aus diesem «Ressourcensee» (Reichel/Svoboda 2008) herausfischen, hängt von folgenden Faktoren ab:

  • stabilen emotionalen Beziehungen als soziale Modelle zu konstruktiver Problemlösung,
  • der Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen und zu tragen,
  • der Bereitschaft, offen auf andere Menschen zuzugehen,
  • einem speziellen Talent, für das man Anerkennung bekommen kann.“[7]

Daraus abzuleiten ist, dass es für jeden unterschiedlich schnell und risikoreich ist, überhaupt in eine Burnout-Erkrankung zu geraten. Auch ist der Weg zurück aus einer Burnout-Erkrankung unterschiedlich und kann mehrere Monate, ja sogar mehrere Jahre, in Anspruch nehmen.

Gerade das individuelle Gestalten des Genesungswegs ist neben einer kritischen Betrachtung der persönlichen und gesellschaftlichen Normen und Werte ein wichtiger Schritt in ein Leben nach dem Burnout.

Es bleibt die Hoffnung, dass mit einem offenen Diskurs, einer vertieften Thematisierung & Aufklärung sowie einer wertfreien Beurteilung im Umgang mit einer Burnout-Erkrankung und den direkt Betroffenen, ein wichtiger Beitrag zur Stärkung der gesellschaftlichen & individuellen Resilienz geleistet werden kann. Denn die Burnout-Erkrankung ist nicht nur ein individuelles, sondern auch ein systemisches, und damit gesellschaftsrelevantes und sehr ernstzunehmendes Thema.

Schulze, H., & Sejkora, K. (2015). Positive Führung – Resilienz statt Burnout. Freiburg: Haufe-Lexware GmbH & Co. KG.

Fussnoten

[1] Schulze & Sejkora, 2015

[2] Schulze & Sejkora, 2015, S. 85-86

[3] Schulze & Sejkora, 2015, S. 70

[4] Schulze & Sejkora, 2015, S. 100

[5] Schulze & Sejkora, 2015, S. 101

[6] Schulze & Sejkora, 2015, S. 101

[7] Schulze & Sejkora, 2015, S. 101

de_CHGerman

Bleiben Sie in Kontakt!

Durch die Anmeldung zum Newsletter erhalten Sie Updates von Triflect GmbH. Die Abmeldung ist jederzeit per Link möglich.

Die Anmeldung war erfolgreich!

Share This

Share This

Share this post with your friends!