Die Ok-Ok-Haltung wurden vom Psychologen Eric Berne definiert.
Er ging dabei davon aus, dass jeder Mensch im Laufe seiner Kindheit eine Grundeinstellung bzw. Haltung entwickelt, welche beschreibt, wie er/sie sich selbst, anderen und der Welt begegnet.
Mögliche Positionen
+/+ Ich bin ok. Du bist ok.
+/- Ich bin ok. Du bist nicht ok.
-/+ Ich bin nicht ok. Du bist ok.
-/- Ich bin nicht ok. Du bist nicht ok.
Beispiel aus dem Alltag
Stellen Sie sich eine zunehmend angespannte Gesprächssituation vor.
In der +/+ Haltung gelingt es der Person im Gespräch, ruhig zu bleiben und ihre Erwartungen und Befürchtungen offen anzusprechen. Gleichzeitig hört sie aufmerksam und verständnisvoll zu, weil sie erfahren möchte, welche Bedürfnisse, Erwartungen und Befürchtungen beim Gegenüber vorhanden sind. Gelingt es beiden Parteien, eine +/+ Haltung einzunehmen, dann ist es möglich, gemeinsam nach gangbaren Lösungen und Kompromissen zu suchen, diese auch zu finden und umzusetzen.
In der +/- Haltung kann es sein, dass die Person im Austausch die Fehler nur beim Gegenüber sieht und sich selbst keine Schwäche oder Fehler eingesteht.
In der -/+ Haltung nimmt die Person sich selbst gegenüber eine kritische Haltung ein. Sie sucht die Fehler bei sich und beschönigt oder entschuldigt Fehlverhalten des Gegenübers.
In der -/- Haltung kann es vorkommen, dass die Person sehr selbstkritisch oder unsicher reagiert, weil sie davon ausgeht, alles falsch zu machen oder die eigenen Kompetenzen zu gering einschätzt. Gleichzeitig wertet die Person ihr Gegenüber oder deren Kompetenzen aus unterschiedlichen Gründen ab.
Damit sich ein Konflikt auflösen und klären kann, braucht es im Idealfall die +/+ Haltung von allen Beteiligten, da nur so ein offener, wertschätzender, respektvoller Austausch und eine Begegnung auf Augenhöhe möglich wird.
Tipps zur Auflösung
Wenn Sie also in einem Gespräch merken, dass die Situation zunehmend schwieriger wird oder zu eskalieren droht, dann legen Sie am besten eine kurze Pause ein und atmen zuerst eimal tief durch. Achten Sie dann einmal bewusst auf die eingenommene Ok-Ok-Haltung der Beteiligten. Dies lässt sich oft an Gesten, Mimik oder auch Gesagtem beobachten. In seltenen Fällen bleibt sie vorerst aber auch verborgen, wenn jemand nur wenig sagt und sich am Gespräch nicht aktiv beteiligt.
Zum einen ist es generell hilfreich, selbst wieder in die Ok-Ok-Haltung zu finden. Fragen Sie sich also, was es dazu braucht.
Das Gegenüber können Sie in der Ok-Ok-Haltung nur bedingt beeinflussen. Unterstützend wirken offene Fragen, welche die Bedürfnisse, Erwartungen aber auch Wünsche und das Befinden des Gegenübers ansprechen oder helfen, möglichen Befürchtungen und Ängsten auszusprechen.
Wenn es Ihnen gelingt, Wertschätzung, Respekt und echte Anteilnahme in Worten und Taten rüberzubringen, schafft das Vertrauen und Entspannung.
Idealerweise führen das offene, ehrliche Gespräch und interessierte Fragen dazu, dass auch das Gegenüber zur Reflexion und offenen Kommunikation angeregt wird. Damit wird auch die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass bei allen Beteiligten eine Ok-Ok-Haltung entstehen kann.
Weiterentwicklung
Im Laufe der Zeit ist es möglich, dass sich die Person hinsichtlich ihrer Haltung weiterentwickelt hat. So kann die Grundeinstellung sich selbst, anderen und der Welt gegenüber je nach Situation oder Gegebenheit variieren und bewusst oder unbewusst angepasst werden.
Eric Berne war der Meinung, dass jede Person eine ihr vertraute (Lieblings-) Position hat, welche insbesondere in stressigen Situationen wieder zum Vorschein tritt.
Bewusstwerdung
Wird sich ein Mensch seiner Grundeinstellung mehr und mehr bewusst und gelingt es ihm/ihr, diese in unterschiedlichen Situationen bewusster wahrzunehmen, kann diese auch beeinfluss und verändert werden.
Für zielgerichtetes und lösungsorientiertes Handeln, gelingende Kommunikation in Beruf und insbesondere in der Rolle als Führungsperson kann eine bewusst eingenommene und gelebte Ok-Ok-Haltung einen entscheidenen Unterschied machen.
Aber auch im Privatleben, zur Gestaltung von gelingenden Beziehungen, die geprägt sind von Verständnis, Respekt und Wertschätzung, kann ein Bewusstsein über die gelebte Ok-Ok-Haltung viel Positives bewirken.
Gerade bei auftretenden Konflikten oder Missverständnissen lassen sich mittels (Selbst-) Reflexion bezüglich der Ok-Ok-Haltung mögliche, sich allenfalls widersprechende, Bedürfnisse oder unausgesprochene Erwartungen lokalisieren.
Eine genauere Betrachtung, das offene Ansprechen von Bedürfnissen, Erwartungen, Widersprüchen, Empfindungen, Werten, Befürchtungen oder Ängsten kann Klarheit schaffen, welche es für die Lösungsfindung und Konfliktlösung braucht.
Begegnungskultur
Offenes Ansprechen gelingt viel einfacher, wenn die Ok-Ok-Haltung als Grundlage für Begegnungen und das Zusammenleben integriert und gefestigt werden. Es geht darum, ein gemeinsames Verständnis zu schaffen. Die Ok-Ok-Haltung kann auch als Teil der Zusammenarbeits- und Kommunikationskultur einen Mehrwert schaffen und konkret in Teams und Organisationen zum Austausch zu Haltung und gelebten Werten genutzt werden.
In diesem Sinne lohnt sich die (Selbst-) Reflexion und Weiterentwicklung hinsichtlich der eigenen Ok-Ok-Haltung – dies als Team, Führungskraft und Privatperson.
Angebot und Chance
In diesem Sinne kann Aus- und Weiterbildung in Transaktionsanalyse einen wertvollen Beitrag zur eigenen Bewusstwerdung der Ok-Ok-Haltung, aber auch für die Persönlichkeitsentwicklung und Professionalisierung in Teams, als Führungskraft und in Organisationen bieten.
Stärkung der Resilienz und Burnout-Prophylaxe
Gerade auch zur Stärkung der Resilienz und Burnout-Prophylaxe braucht es eine starke und ausdauernde Ok-Ok-Haltung – vor allem auch sich selbst gegenüber!
Wenn Sie gerne noch etwas mehr in die Tiefe gehen würden, empfehle ich Ihnen den Einführungskurs TA101 „Das Leben bewusster leben!“. Informieren Sie sich hier, wann die nächste Durchführung in diesem Jahr stattfindet: www.petersen-coaching.ch/akademie