Intuition in der Transaktionsanalyse

Eric Berne, der Begründer der Transaktionsanalyse (TA), hat der Intuition ein ganzes Buch gewidmet. Er selbst war Psychiater und Therapeut und somit geschult in Theorie und Praxis der Psychoanalyse. Berne beschreibt die Intuition in seinem Buch als wichtiges Instrument in der beraterischen und psychoanalytischen Praxis.

In „Das Wesen der Intuition“ (1949) setzt sich Berne das erste Mal mit dem Thema Intuition auseinander. Er hält dabei fest, dass Intuition sich zwar nachträglich in Worten beschreiben, aber ihre unmittelbare Wirkung sich in solchen Texten nie einholen lässt.

Berne definiert Intuition wie folgt:
Intuition ist Wissen, das auf Erfahrung beruht und durch direkten Kontakt mit dem Wahrgenommenen erworben wird, ohne dass der intuitiv Wahrnehmende sich oder anderen genau erklären kann, wie er zu der Schlussfolgerung gekommen ist. (1)

Die Intuition wird nach Berne der Archäopsyche zugeordnet und ist somit eine archaische Fähigkeit, die jedoch durch „logisches Denken“ beeinträchtigt und in ihrer Botschaft verzerrt wird. (1)

Die Transaktionsanalyse beschreibt unter anderem drei Ich-Zustände, das Kind-Ich, das Erwachsenen-Ich und das Eltern-Ich. Diese drei Arten von Einflüssen zeigen sich phänomenologisch als archäopsychische, neospsychische und exteropsychische Ich-Zustände.

Nach dieser Terminologie lässt sich sagen, dass die Intuition ein archäopsychisches Phänomen ist. Daher wird ihre Funktion verdrängt, wenn der neopsychische Erwachsenen-Ich-Zustand vorherrscht, und sie wird beeinträchtigt, wenn sich der exteropsychische Eltern-ich-Zustand Übergriffe auf die Freiheit der Archäopsyche leistet. Operational bedeutet dies, dass sowohl logisches als auch „ethisches“ Denken die Wirksamkeit der Intuition beeinträchtigen.

Zudem hält Berne mit Beispielen in seinem Buch fest, dass elterliche Einflüsse das archäopsychische, intuitive Vermögen genauso nachhaltig beeinträchtigen können wie neopsychisches „logisches“ Denken.

Von der Struktur her ist die Intuition also eine archäopsychische Fähigkeit. Von der Dynamik her kann ihre Wirksamkeit durch neopsychische oder exteropsychische Aktivitäten geschmälert werden. Intuition wirkt mithin am besten, wenn ein archäopsychischer Ich-Zustand vorherrscht, und wenn die neopsychischen und exteropsychischen Ich-Zustände nicht mit Energie besetzt und ausser Kraft gesetzt sind. (2)

Berne hält zudem fest, dass je jünger ein Individuum ist, desto freier ist seine Archäopsyche von extero- und neopsychischen Einflüssen.

Für die Arbeit eines Therapeuten beschreibt Berne: «Um seine intuitiven Fähigen bei der Arbeit verfügbar zu machen, muss er eine klare Trennung zwischen den drei Ich-Zuständen vollziehen. Seine Archäopsyche muss über einen längeren oder kürzeren Beobachtungszeitraum hinweg unabhängig arbeiten können; er muss frei sein zu beobachten und seine Daten zu integrieren, wie es ein kleines Kind tun würde, ohne Einmischung durch Moral und Logik. Die auf diese Weise gewonnen Eindrücke müssen der Neopsyche weitergegeben werden, damit sie in die klinische Sprache übersetzt und, unter dem Einfluss der Exteropsyche, zu Gunsten des Patienten ausgenützt werden können.» (3)

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Intuition zwar schwer zu fassen und zu beschreiben ist, jedoch schon im Kindesaltern beobachtet werden kann. Je älter wir werden, desto mehr nutzen wir unser logisches Denken und werden von gesellschaftlichen, kulturellen und familiären Werten und Normen beeinflusst. Nur wenn wir diese Einordnungen in gewissen Momenten, bewusst oder unbewusst, loslassen können, ist es möglich, die Intuition in ihrer Fülle zu erfahren und sinnvoll zu nutzen. Die Fähigkeit der Intuition ist jedoch angeboren und für jeden Menschen, auch im Erwachsenenalter, zugänglich und nutzbar.

Referenzen:
(1) Transaktionsanalyse der Intuition, 2005, Eric Berne: 36.
(2) Transaktionsanalyse der Intuition, 2005, Eric Berne: 195/196.
(3) Transaktionsanalyse der Intuition, 2005, Eric Berne: 197/198.

Hinweis:
Dieser Beitrag besteht aus zwei Teilen. Sie finden direkten Zugang via folgendem Link:
Intuition – Teil I
Intuition – Teil II

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