Hochsensibilität beginnt bei den meisten Menschen mit dem Gefühl, anders als andere zu sein – ohne dieses Gefühl konkreter benennen zu können. Hochsensibilität ist wahrscheinlich erblich; man wird also vermutlich damit geboren. Dr. phil. Elaine N. Aron prägte den Begriff Hochsensibilität und machte diesen begann. Nach ihrer Erkenntnis tritt das Phänomen der Hochsensibilität bei fünfzehn bis zwanzig Prozent der Menschen auf, sowohl bei Männern als auch bei Frauen. (1)

Die Sensibilität nimmt meist mit dem Lebensalter zu. Das gilt nicht nur für Menschen mit Hochsensibilität. Kinder können gewöhnlich mehr Eindrücke verarbeiten als Ältere.

Mögliche Charakteristika einer Hochsensibilität

Hochsensible:

  • bemerken viele Details und feine Unterschiede
  • spüren die Stimmungen anderer recht deutlich
  • besitzen eine reiche innere Erlebniswelt
  • träumen, phantasieren und überlegen viel
  • sind sorgfältig und bewusst
  • erledigen Sachen gerne in ihrem eigenen Tempo
  • werden durch Schönheit und Kunst tief berührt
  • lieben Stille und Ruhe.

Hier einige Beispiele aus dem Alltag:

  • Es kann vorkommen, dass, dass du unter Störungen aus deiner Umgebung leidest, die andere kaum bemerken.
  • Bei lauten Geräuschen fühlst du dich wie von dir selbst abgetrennt.
  • (Un)ausgesprochene negative Gefühle eines Bekannten, eines Freundes oder einer Freundin können dich komplett aus dem Gleichgewicht bringen.
  • Durch den Kontakt mit jemand anderem fühlst du dich manchmal wie ausgesaugt.
  • Ein paar Stunden Shopping bringen dich an deine Belastungsgrenze. Du willst dann zurück nach Hause, dich alleine zurückziehen und keine weiteren Reize und Themen mehr verarbeiten müssen.
  • Hungergefühle machen dir schnell zu schaffen, du wirst gereizt und fühlst dich flau im Kopf.
  • Es kostet dich deutlich mehr Kraft als deine Kollegen, in einer hektischen Büroatmosphäre zu arbeiten.
  • Unfreundliche Bemerkungen können dich leicht aus der Bahn werfen. Von freundlicher Aufmerksamkeit hingegen fühlst du dich tief berührt.
  • Du leidest schnell unter Stress-Symptomen wie Magendruck, unruhigem Darm, Kopfschmerzen, nervlichem Kribbeln oder anderen Missempfindungen.
  • Gefühle von Wut, Kummer und Verzweiflung nehmen dich ziemlich mit.

Betrachte es so: Die meisten Menschen bewegen sich durchs Leben wie grosse Tanker übers Meer – während Menschen mit Hochsensibilität wie Segelboote sind. (2)

Menschen mit hochsensiblem Charakter werden in ihrem Leben immer wieder mit kräftigen Sturmböen zu tun haben, ob sie wollen oder nicht. Sie können lernen, sich selbst zu stärken – denn die Umgebung klässt sich häuftig nicht oder nur teilweise ändern. Erden beginnt mit einer guten Körperwahrnehmung und guter Körperversorgung.

Was ist Erden genau? Erden ist:

  • sich seines Körpers und dessen Grenzen bewusst sein,
  • sich bewusst sein, dass man hier und jetzt lebt,
  • sich bewusst sein, dass man eine selbständige, unabhängige Person ist,
  • sich selbst als ein Ganzes zu erfahren,
  • sich bewusst zu sein, dass man genährt wird durch Energie, die aus der Erde kommt.

Die Energie, die nach unten, zu dem Füssen, zum Boden gerichtet ist (gleichgültig bei welcher Aktivität) – Diese Energie fühlt man besonders im Kontakt mit dem Boden (durch die Füsse) und im Kontakt mit Materialien, die «erdig» sind – wie Steine, Modellierton, Erde, natürliche Erdboden – grundsätzlich im Kontakt mit der Natur. (3)

Dies könnte ein erster Ansatz für eine Verbesserung deiner Situation als Mensch mit Hochsensibilität sein.

Wenn Menschen mit Hochsensibilität lernen, mit ihren Bedürfnissen und individuellen Grenzen achtsam umzugehen, und so ihren Energiehaushalt in Balance zu halten, dann kann Hochsensibilität auch einer Begabung gleichen.

Denn in diesem Sinne ist Hochsensibilität auch eine Beobachtungsbegabung. Die Sinnesorgane und das Gehirn arbeiten überdurchschnittlich emsig und intensiv. Deshalb bemerken Menschen mit Hochsensibilität auch mehr als üblich. Dieses «Registrieren» kann auf vielen Gebieten zu einem Vorteil werden, so dass es als Talent einsetzbar ist. (4)

Literatur:
(1) Marletta-Hart, S. (2016). Leben mit Hochsensibilität (Bd. 9. Auflage). Bielefeld: Aurum in J. Kamphausen Mediengruppe GmbH.: 16-17
(2) Marletta-Hart, S. (2016). Leben mit Hochsensibilität (Bd. 9. Auflage). Bielefeld: Aurum in J. Kamphausen Mediengruppe GmbH.: 18-21
(3) Marletta-Hart, S. (2016). Leben mit Hochsensibilität (Bd. 9. Auflage). Bielefeld: Aurum in J. Kamphausen Mediengruppe GmbH.: 63-64
(4) Marletta-Hart, S. (2016). Leben mit Hochsensibilität (Bd. 9. Auflage). Bielefeld: Aurum in J. Kamphausen Mediengruppe GmbH.: 150-151

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